[Jesus Christus] ... „Luzifer“ oder „Lichtträger“ war sein ursprünglicher, eigenschaftlicher Name. „Satana“ war soviel als der Gegenpol gegen die Gottheit. Als Satana war dieser Geist von Gott aus wirklich also gestellt gegen die Gottheit, wie das Weib gestellt ist gegen den Mann. ... [Er.01_056,02]
[Jesus Christus] ... Die Gottheit hätte in sein Wesen ihre ewigen Ideen ohne Zahl hineingezeugt, daß sie reif geworden wären in seinem konzentrierten Lichte, und es wäre dadurch eine Wesenschöpfung aus dem Lichte dieses Geistes in höchster Klarheit hervorgegangen, und die ganze Unendlichkeit wäre fort und fort aus eben diesem Lichte stets mehr und mehr bevölkert worden; denn im unendlichen Raume hätte auch Unendliches Platz, und Ewigkeiten würden nie diesen Raum so erfüllen können, daß in ihm irgend einmal ein Wesengedränge werden könnte. [Er.01_056,02]
[Jesus Christus] Aber wie ihr wisset: da dieser Geist eine so endlos große Bestimmung hatte, ein zweiter Gott neben Mir zu sein, so mußte er auch eine seiner Bestimmung entsprechende Freiheitsprobe bestehen, welche er aber eben auch, wie ihr wisset, nicht bestanden hat, weil er sich über die Gottheit erheben und diese sich unterwürfig machen wollte. [Er.01_056,03]
[Jesus Christus] Ein Rangstreit also war das erste, was eben dieser Geist gegen die Gottheit verbrochen hatte. Da er aber die Gottheit nicht dahin stimmen konnte, ihm den Vorrang zu erteilen und sich ihm selbst vollends unterwürfig zu machen, so erbrannte er in seinem Grimme und wollte die Gottheit förmlich vernichten, zu welcher Tat es ihm an der Kraft wirklich nicht gemangelt hätte, wenn die Gottheit nach ihrer ewigen Weisheit nicht zeitgerecht diesen Meuterer in all seinen Teilen hart gefangen hätte. ... [Er.01_056,04]
[Jesus Christus] ... Es klingt freilich etwas rätselhaft, daß in diesem Geiste eine solche Kraft solle vorhanden gewesen sein, um der ewigen Gottheit dahin zu trotzen, daß diese seiner Kraft endlich nachgeben, sich endlich völlig gefangennehmen lassen und dadurch für alle Ewigkeiten untüchtig werden müßte, was so gut wäre als: vernichtet sein; aber die Sache wird begreiflich, wenn man bedenkt, daß die Gottheit in eben diesen Geist sozusagen ein vollkommenes zweites Ich hineingestellt hat, welches, wennschon gewisserart zeitgemäß geschaffen, aber dennoch in allen Räumen der Unendlichkeit gleich kräftig der Gottheit gegenübergestellt ward. [Er.01_056,04]
[Jesus Christus] Dieser Geist, in dem die Gottheit selbst ihr Licht konzentriert hatte, war durch die ganze Unendlichkeit gleich der Gottheit ausgebreitet, daher es ihm auch wohl möglich gewesen wäre, vice versa die Gottheit allenthalben zu ergreifen und untüchtig zu machen;
allein in diesem Gedanken der Selbstsucht erwachte in ihm die große Eitelkeit und das Selbstwohlgefallen an seinem Lichte und an seiner endlosen Erhabenheit und Kraft. In dieser Selbstsucht und in diesem Wohlgefallen an sich selbst vergaß er der alten, ewigen Gottheit, entbrannte in seiner Eitelkeit und festete sich selbst.
Da ergriff die Gottheit in allen Teilen sein Wesen, nahm ihm alle spezifische Wesenheit, bildete daraus Weltkörper durch die ganze Unendlichkeit, umhüllte den Geist dieser endlosen Wesenseele mit den allermächtigsten Banden und band ihn in die Tiefe der Materie. [Er.01_056,05]
[Jesus Christus] In dieser Stellung heißt dieser Geist dann nicht mehr „Satana“, sondern, weil er sich gewisserart selbst emanzipiert hat von der ewigen, göttlichen Ordnung, „Satan“, das ist soviel als: gleicher Pol mit der Gottheit. Ihr wisset aber, daß sich gleiche Polaritäten nie anziehen; sondern allezeit nur abstoßen.
Darin liegt auch der Grund, daß dieses Wesen in allem von der Gottheit am allerentferntesten und eben am entgegengesetztesten ist; darin und dadurch auch sein Erzböses. – Nun wisset ihr, warum man diesen Geist auch „Satan“ nennt. [Er.01_056,06]
[Jesus Christus] Der Geist aber ist nicht teilbar; sondern wo er als eine Einheit in eine große oder kleine Seele gelegt wurde, da bleibt er auch als eine Einheit. War einst die Seele des Luzifer auch noch so groß, so konnte in ihr aber doch nicht mehr als ein Geist wohnen; und dieser eine, durch sich selbst gefallene Geist kann nicht in all den zahllos geteilten Kompendien seiner einstigen konkreten Urseele wohnhaft sein. ... [Er.01_053,10]
[Jesus Christus] ... Seine Wohnung ist lediglich auf diese von euch bewohnte Erde beschränkt. Alle anderen Weltkörper, obschon Teile dieser einstigen Seele, sind von dieser Einwohnerschaft frei; daher können aber auch die Menschen jener Weltkörper, obschon in ihrer Nabro gewöhnlich besser als hier auf der Erde, dennoch nie zu jener vollkommen gottähnlichen Höhe gelangen wie die Kinder aus dieser Erde, welche zwar das im Geiste von Gott Allerentfernteste und das Allerletzte ist, aber eben darum im Besserungsfalle das Allerhöchste und Allergottähnlichste werden kann.[Er.01_053,10]